Leider ist das Thema Inkontinenz für viele immer noch mit fehlender Lebensqualität, hygienischen Problemen und gesellschaftlicher Stigmatisierung verbunden. Dabei handelt es sich um eine vorübergehende oder dauerhafte Erkrankung, die jeden treffen kann.
Leben mit Inkontinenz: Welche Lösungen bieten sich an?
Mit einem PVC-Slip in Schlupfform, auch Inkontinenz-Pants oder Inkontinenzhosen genannt, ist bei mittlerer bis schwerer Inkontinenz dank der verschweißten Nähte auch für unterwegs die nötige Sicherheit gewährleistet. Die Nutzung dieses sogenannten einteiligen Systems ist mit Vorlagen, Saugeinlagen und Einweg-Slips gleichermaßen möglich. Auch die Nutzung als schützender Überzug ist möglich. Die hygienische Wiederverwertbarkeit ist gegeben, wenn der Slip bei 95 Grad in der Waschmaschine gewaschen werden kann. Der Slip benötigt auch keine weiteren Hilfsmittel zur Befestigung am Körper.
Die unterschiedlichen Größen garantieren zusammen mit der diskreten Form einen hohen Tragekomfort. Weil die Saugkraft einer Inkontinenzvorlage mit der hohen Sicherheit von Windelslips verbunden ist, profitieren vor allem berufstätige und unternehmungslustige Menschen von dieser Lösung. Eine weitere Möglichkeit für mehr Sicherheit sind die Netzhosen, die mit Vorlagen getragen werden. Auch dieses zweiteilige System saugt nicht nur die Feuchtigkeit auf, sondern verhindert auch eine unangenehme Geruchsentwicklung. Auch Hautreizungen werden vermieden.
Dank des feinen Gewebes können die Netzhosen mit den etwas dünneren Vorlagen auch problemlos unter Stoffen getragen werden, die der Figur schmeicheln und etwas enger anliegen. Besteht eine ausgeprägte Inkontinenz, empfiehlt sich besonders für die Nacht eine Fixierhose. Für bettlägerige oder sehr unruhige Patienten sowie jene, die an Demenz erkrankt sind, stellen die Windelhosen eine hohe Sicherheit für einen möglichst erholsamen Schlaf dar. Für Männer werden diese mit unterschiedlichen Penis-Taschen oder auch mit v-förmigen Einlagen angeboten. Liegt eine Stuhlinkontinenz oder sogar eine beidseitige Inkontinenz vor, sind ausschließlich die umschließenden Systeme Pants und Windeln zielführend.
Funktionell-anatomische Hilfsmittel bei bestehender Inkontinenz
Für viele besteht das Problem darin, dass sie den Harndrang spüren aber den Urin aufgrund einer schwachen Beckenbodenmuskulatur, einer Operation oder einer abgesenkten Gebärmutter nicht mehr halten können, weil die Harnröhre oder der Blasenschließmuskel nicht mehr richtig funktionieren. Die normale Blasenfunktion kann aber durch funktionell-antomische Hilfsmittel unterstützt werden. Für Frauen mit einer Belastungs-/Stressinkontinenz sind Inkontinenztampons, gefertigt aus einem speziellen Kunststoffschaum bzw. Ringpessare aus Silikon hilfreich.
Beide werden maximal 29 Tage getragen und können dann nach der Reinigung wiederverwendet werden. Auch Harnröhren-Plugs als Einwegartikel mit individuell angefertigtem Silikonschlauch und Einführhilfe zu Einführen in die Harnröhre haben sich in der Praxis bewährt. Die Herren erhalten bei leichter bis mittelschwerer Inkontinenz mit einem Penisbändchen zielführende Hilfe bei ungewolltem Harnverlust. Das Bändchen aus einem schmalen Klettband übt durch einen kleinen Ballon minimalen Druck auf die Harnröhre aus, wodurch sich diese verschließt.
Vor dem Wasserlassen wird der Ballon einfach entleert, damit sich der Druck wieder aufbauen kann. Besteht bei den Herren eine mittlere bis moderate Inkontinenz, kann die Penisklemme aus einem flexiblen Kunststoffring, der ein leichtes und elastisches Klettband positioniert und leicht auf die Harnröhre drückt, zielführend sein. Ohne die Durchblutung im Penis in irgendeiner Form zu beeinträchtigen, wird der ungewollte Harnverlust verhindert.
In Abhängigkeit zum Gesundheits- und Mobilitätszustand der betroffenen Personen sind ableitende Hilfsmittel angesagt
Hierbei handelt es sich im Einzelnen um Toilettenstühle, Steckbecken, Toilettensitzerhöhungen und Urinflaschen. Zu unterscheiden ist auch zwischen den invasiven Systemen, die vorsichtig in den Körper eingeführt werden und den nicht-invasiven Systemen, die äußerlich am Körper getragen werden. Einmalkatheter werden häufig eingesetzt, weil sie eine vollständige Blasenentleerung garantieren und die Personen sich wieder nach draußen trauen. Ganz nach dem Motto: Die Blase ist leer, jetzt kann mir nichts passieren.
Dauerkatheter zum dauerhaften Verbleib in der Harnröhre bzw. Harnblase oder zum Harnableiten durch die Bauchdecke eignen sich für bettlägerige Patienten, die vorübergehend oder dauerhaft pflegebedürftig sind. Ein Kondomurinal als nicht-invasive Option für die Herren kann für viele Stunden Sicherheit geben. Ein Überzieher wird über den Penis gestreift und anschließend mit einem hautfreundlichen Kleber fixiert. Das Urinal hat am Ende einen Schlauch, durch den der ablaufende Urin in einen Beutel (Urinbeutel) geleitet wird.
Ohne, dass es zu Hautirritationen kommt, kann das Kondomurinal bis zu 48 Stunden maximal getragen werden. Der Urinbeutel ist erhältlich als Bettbeutel mit Tropfkammer für alle, die bettlägerig sind sowie als kleine Ausführung für noch mobile Menschen, die mit einer Manschette diskret am Oberschenkel oder eng anliegend an der Hüfte unter der Kleidung getragen wird. Die Nutzungszeit liegt zwischen 24 Stunden und 14 Tagen.
Eine weitere große Hilfe für die hygienische Sauberkeit und das maximal mögliche Wohlbefinden sind Inkontinenzauflagen bzw. -unterlagen für die Matratze.
Diese werden für die Versorgung einer vorübergehenden Inkontinenz als Einwegauflage oder Einwegunterlage angeboten und schützen im kritischen Bereich (Körpermitte) die Matratze vor Verschmutzung durch austretende Körperflüssigkeit. Dank der unterschiedlichen Zellstoffstärken ist eine Anpassung an die Inkontinenz möglich. Die wiederverwertbaren und somit waschbaren Bettschutzeinlagen zum Schutz bei einer dauerhaften Inkontinenz bestehen meistens aus Molton oder Frottee mit einem Nässeschutz aus PVC. Erhältlich sind sie zum Abdecken des kritischen Bereiches der Körpermitte aber auch als komplette Matratzenabdeckung.