Frischluft könnte ein Synonym für die Auvergne sein, ebenso wie bodenständig oder traditionsbehaftet. Auch Begriffe wie Vulkane, Kultur oder Käse kommen einem in den Sinn. Wer im Winter Entspannung sucht, sollte bei der Auvergne jedoch auch an Thermalbäder denken. Immerhin schlug schon Miraculix in „Asterix und der Arvernerschild“ dem Häuptling Majestix eine Kur in der Region im Herzen Frankreichs vor, als dieser nach der Schlacht um Alesia an einer schmerzhaften Krankheit litt. Und der Druide der Gallier ist schließlich eine Autorität in Sachen Gesundheit.
Thermalbäder: Die Auvergne bietet eine Vielzahl an Angeboten
Die Auvergne besitzt nicht nur ein reiches Kulturerbe an romanischen Kirchen, wehrhaften Burgen, zauberhaften Dörfern und Städten mit architektonischen Juwelen aus der Romanik, Gotik und Renaissance, sondern auch zahlreiche Naturschätze. Zwischen Vulkanen, Seen, Bergen, Wasserfällen und Wäldern finden Naturliebhaber eine einzigartige Artenvielfalt und die unendlichen Weiten laden im Sommer zu Wanderungen und im Winter zum Schifahren ein.
Sportliche Aktivitäten werden bei einem Auvergne-Urlaub großgeschrieben. Im Sommer stehen Wanderungen, Wassersportarten wie Kajakfahren, Radtouren oder auch Paragliding ganz oben auf der Liste. Im Winter tritt das Skifahren in Vordergrund, denn die Region ist ein wahres Wintertouren-Paradies. Mit 127 Wintertouren können Freizeitsportlern und Aktivurlaubern aus einem abwechslungsreichen Angebot wählen. 14 Rodelstrecken, 54 Skitouren, 42 Schneeschuhwanderungen und 17 weitere Touren laden zur Erkundung der Region Auvergne- Rhone-Alpes ein.
Ein großes Plus der Auvergne ist, dass sich die Region auf Natur- und Kulturtourismus spezialisiert hat und es hier bis heute keinen Massentourismus gibt. Mit 52 Einwohnern pro Quadratkilometer ist dieser Teil Frankreichs auch recht dünn besiedelt. Gerade deswegen suchen viele Urlauber hier neben dem Naturerlebnis einfach Ruhe und Entspannung. Und wo könnte das, vor allem im Winter, besser gelingen als in einer der zahlreichen Thermen?
Beliebte Thermalbäder in der Auvergne: Ein kurzer Überblick
Die zweitwichtigste Thermalbad-Region Frankreichs bietet mit ihren Heilquellen mit unterschiedlichsten Anwendungen, Spas und Hammams alles, was man zum Wohlfühlen braucht. Seit 1998 präsentiert die „Route des Villes d’Eaux du Massiv Central“ den Charme der Thermalbäder mit ihrer charakteristischen Bäderarchitektur und lädt Gäste zu entspanntem Kur-Genuss, elegantem Flanieren und reichen Kulturerlebnissen ein. Zehn Kurorte schlängeln sich entlang der Bäderstraße der Auvergne, hier ein Überblick über die wichtigsten.
Vichy
Der berühmteste und mondänste unter den Kurorten ist zweifelsohne Vichy. Hier kurten Europas Aristokraten und traf Napoleon III. seine Konkubine. Der Reichtum an wertvolle Mineralien und ein leicht salziger Geschmack zeichnen das Wasser aus, auf dessen kosmetische Heilkräfte Kenner schwören. Falten und Cellulitis wird hier der Kampf angesagt, Anti Aging Therapien verjüngen Körper, Geist und Seele. Bereits Ende des 16. Jahrhunderts kamen die ersten Kurgäste wegen der als wahre Wunderquellen geltenden Heilquellen nach Vichy, die auch bei Rheumaleiden Linderung verschaffen. Zwölf Quellen entspringen auf dem Gebiet der Stadt, sechs werden heute noch genutzt.
Das Wasser der Cèlestins-Quellen wird für Trinkkuren bei Magen- und Darmproblemen sowie Erkrankungen der Harnwege, Leber oder Gallenblase auch in Flaschen abgefüllt verkauft. Bekannt ist Vichy auch für die sogenannte Vichy-Dusche in der Thalassotherapie. Wunderschön sind die Anlagen des Centre Thermal des Dômes mit einer orientalisch anmutende Trinkhalle mit Kuppeln in Gold und Blau und dem berühmten Wendelgang, ein Meisterwerk der Belle Époque.
Der von Napoléon III ins Leben gerufene Kurort hat aber weit mehr zu bieten als den Genuss eines verjüngenden Bades. Außerhalb der Thermalanlagen laden traumhafte Villen, Chalets und Parkanlagen zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Einen Besuch wert ist auch die Église Saint-Blaise, ein architektonisches Ensemble aus zwei Kirchen. In der alten Kirche befindet sich die Statue der Schwarzen Madonna von Vichy, die neue Kirche ist repräsentativ für die Anfänge des Art Déco Stils. Aber auch Bauwerke aus der Epoche des Neoklassizismus oder der Architektur der englischen Kolonialzeit können hier bewundert werden.
Clermont Ferrand
Aus über 50 Brunnen plätschert auf den Plätzen der Großstadt klares Wasser, darunter der berühmte Fontaine d’Amboise aus dunklem Vulkangestein. Die Metropolregion wartet mit einem historischen Stadtkern mit mittelalterlicher und Renaissance Architektur auf, die Winzerstädtchen und das Thermalviertel laden zu Erkundigungen ein.
Royat
Die Gemeinde im Arrondissement Clermont-Ferrand wird überragt vom Puy de Dôme, einem erloschenen Vulkan des Zentralmassivs. Schon die Römer nutzen die eisen- und kohlensäurehaltigen Thermalquellen, die vor allem bei Arthrose, Rheuma sowie Herz- und Kreislauferkrankungen für Besserung sorgen. Auch Schlammbehandlungen werden hier angeboten. Sehenswert im Ort ist die romanische Kirche St-Léger, die im 14. Jahrhundert zur Wehrkirche befestigt wurde. Im Kurpark können auch die Reste der gallo-römischen Therme mit Mosaiken und Marmorverkleidungen bestaunt werden.
La Bourboule
Die „balanea“ von Bourboule fanden bereits Anfang des 15. Jahrhunderts Erwähnung, das erste Kurbad nahm 1821 seinen Betrieb auf. Die zwei schwach arsenhaltigen Quellen werden zur Therapie bei Haut- und Atemwegserkrankungen eingesetzt. Im Ort findet man zahlreiche Gebäude im typischen Baustil der Belle Époque, der Wasserfall Cascade de la Vernière oder die mit Mosaiken geschmückte Vedeix-Brücke laden zu Spaziergängen ein.
Thermalbad Mont-Dore
Die Thermalquellen der Stadt sind seit der Antike bekannt – bereits die Gallier nutzen sie – und stehen unter Denkmalschutz. Das silizium- und kohlensäurehaltige Wasser wird zur Therapie bei asthmatischen und rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Das Kurhaus wurde im neobyzantinischen Stil umgebaut, es umfasst mehrere Säle mit Mosaiken, Säulen und Rundbögen. Ein Geheimtipp ist die über einen kleinen Schacht erreichbare Source Chaude Corizat, wo man in dem kleinen Pool mitten in freier Natur wunderbar entspannen kann. Im Ort können auch die Reste der römischen Therme besichtigt werden.
Chaudes-Aigues in der Auvergne
Im Ort sprudeln um die dreißig Quellen, unter ihnen auch die heißeste Quelle Europas, die Par-Quelle im Thermalbad Caleden, deren Wasser 82°C heiß ist. Chaudes-Aigues hat sich auf die Behandlung rheumatischer Beschwerden, postoperativer Folgen und Trauma spezialisiert. Im Komplex der Caleden-Therme genießt man Thermalkuranwendungen, die sich durch ihre schmerzlindernde und muskelentspannende Wirkung auszeichnen. Dampfbad, Sauna sowie ein Spa mit kosmetischen Anwendungen und Wohlfühlmassagen finden sich ebenfalls im Areal der Therme.
Aber auch in der Stadt gibt es einiges zu entdecken, wie beispielsweise die aus dem 15. Jahrhundert stammende Kirche Saint-Blaise-et-Saint-Martin.
Kulinarische Genüsse in der Auvergne
Das Nationalgericht der Auvergne, die Truffade, ist quasi ein Käse-Kartoffelberg, mit jungem Cantal-Käse, Knoblauch und Entenfett, auf dem pralle Würde thronen. Am Käse kommt man hier ohnehin nicht vorbei. Die rotbraunen Salers-Rinder futtern auf den Hochalmen Wildblumen und -kräuter und liefern eine besonders aromatische Milch, die den Basisrohstoff für fünf köstliche Käsesorten liefert. Lassen Sie sich verführen vom leicht nussigen Geschmack des Saint-Nectaire, dem rustikalen Bleu d’Auvergne , dem herb-erdigen Aroma des Salers, dem cremig-milden Edelschimmelkäse Fourme d’Ambert oder dem milden Geschmack des Cantal.
Die meisten kulinarischen Spezialitäten der Region werden ebenfalls mit Käse zubereitet: Aligot, ein mit Knoblauch garniertes Kartoffelpüree, Crème Fraîche mit Tomme de Cantal oder die „Soupe au fromage“ mit Landbrot, Zwiebeln und Tomme de Cantal. Neben der Entspannung ist somit auch für das leibliche Wohl gesorgt.